Fraunhofer-Zentrum Bautechnik eröffnet

Moderne Gebäude entwickeln sich zunehmend zu komplexen Hightech-Systemen. Daraus ergeben sich auch für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit vielschichtige Fragestellungen. Für den Bereich der Gebäudehülle will das Fraunhofer-Zentrum Bautechnik in Zukunft innovative Antworten liefern. Am heutigen Mittwoch feiern die Kooperationspartner – das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, die Hochschule Rosenheim sowie das Institut für Fenstertechnik (ift Rosenheim) – seine Eröffnung am Standort Rosenheim. Die Fraunhofer-Gesellschaft stellt für den Aufbau des Anwendungszentrums über fünf Jahre 2,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Nach Aussagen des World Economic Forum verbrauchen Gebäude in Industrienationen 70 Prozent der gesamten Elektrizität, 37 Prozent der gesamten Endenergie, 28 Prozent des gesamten Wassers sowie 30 Prozent von Holz und weiterem Material. Die Baubranche produziert dabei 35 Prozent des Deponieabfalls und verursacht weltweit 36 Prozent der CO2-Emissionen. Im Hinblick auf die Klimaziele der Bundesregierung, aber auch zahlreicher anderer Staaten lauten die Schlüsselworte für Wissenschaft und Industrie deshalb Effizienz und Innovation. »Dafür sind durchdachte Baukonzepte, optimierte Bauteile für Neu- und Bestandsbauten sowie umfassende Energiekonzepte für Bauwerke notwendig, die zudem Adaptivität und Behaglichkeit gewährleisten. Genau diesen technischen Herausforderungen widmet sich das Fraunhofer-Zentrum Bautechnik«, betont Prof. Dr. Alfred Gossner, Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft.

"Das neue Fraunhofer-Zentrum Bautechnik steht für wertvolle Impulse und technologische Weiterentwicklungen, die einen zentralen Baustein für einen effektiven Klimaschutz und die Umsetzung der Energiewende bilden. Es ist besonders wichtig, technisch realisierbare und wirtschaftlich attraktive Lösungen zu entwickeln, die auch für private Hauseigentümer von Nutzen sein können, um sie so für die Themen Energieeinsparung und Ressourceneffizienz zu begeistern", betonte der bayerische Umweltminister Dr. Marcel Huber anlässlich der Eröffnung des neuen Zentrums Bautechnik.

Lösungen für die Gebäudehülle von morgen

Die drei Partner richten den Fokus ihrer gemeinsamen Arbeit auf die Schnittstelle zwischen Innenraum und Außenwelt: die Gebäudehülle. "Unter enger Einbindung unserer sowie der Kompetenzen unserer Partner werden wir kostengünstige Konstruktionen für Sanierung und Neubau entwickeln und optimieren. Gleichzeitig verfolgen wir die Integration regenerativer Energieerzeugung in die Fassade. Gebäudehüllen werden auf diese Weise intelligenter und komplexer, sollen aber zugleich bezahlbar bleiben. Dafür sind qualitätssichere Herstell- und Montageprozesse sowie Ressourcen effiziente Konstruktionen erforderlich", erläutert Prof. Dr. Gerd Hauser, Leiter des Fraunhofer IBP, die Inhalte der künftigen Zusammenarbeit am neuen Standort des Fraunhofer IBP an der Hochschule Rosenheim.

Seinen Schwerpunkt richtet das Fraunhofer-Zentrum Bautechnik auf zwei wesentliche Aspekte: die adaptive Fassade, die zudem intelligent agiert, mit ihrer Umgebung kommuniziert, Energie spart, speichert und dadurch den Komfort der Bewohner steigert; sowie die Gebäudehülle 2.0, die sich durch hohen Vorfertigungsgrad auszeichnet und auf der Baustelle zeiteffektiv endmontiert wird.

"Mit unserer Expertise im Bereich energieeffizienter Gebäude und Technologien bringen wir großes wissenschaftliches Potenzial in das Gemeinschaftsprojekt ein. Nachhaltige Energiekonzepte sind Bestandteil zahlreicher Ingenieurstudiengänge. Durch die Einbindung unserer Professoren und Studierenden in das neue Fraunhofer-Zentrum wird die praxisbezogene Forschung und Lehre optimiert", sagt Prof. Heinrich Köster, Präsident der Hochschule Rosenheim.

Langfristiges Ziel des Fraunhofer IBP, der Hochschule Rosenheim und des ift Rosenheim ist der Aufbau einer gemeinsamen Forschungsplattform, die die Kompetenzen der einzelnen Partner effektiv bündelt und einsetzt. In erster Linie sollen dabei die wissenschaftliche und fachliche Kompetenz der Partner sowie der bayerischen Industrie verbessert, der hoch qualifizierte wissenschaftliche Nachwuchs gefördert sowie ein breiteres Angebotsportfolio wissenschaftlicher Dienstleistungen erreicht werden.

Industrieprojekte, die gemeinsam mit industriellen Partnern durchgeführt werden, profitieren von der engen Vernetzung von Praxis und Forschung und den daraus resultierenden Synergieeffekten. Prof. Ulrich Sieberath, Leiter des ift Rosenheim, ergänzt: "Durch ein enges Netzwerk zur Industrie können wir Forschungsergebnisse schnell in die Praxis umsetzen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Sicherstellung von Produktqualität, Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit." Auf diese Weise profitieren alle Seiten von dem neuen Fraunhofer-Zentrum Bautechnik, das sowohl die Forschungsarbeit als auch den Wirtschaftsstandort Bayern EU-weit stärkt.

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Datum
09.08.2013 - 14:36

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