Mit Erfindung der Glasmacherpfeife ca. 250 vor Christus konnten die ersten Glasschmelzen durch Blasen zu größeren Gefäßen mit unterschiedlichen Dicken und Formen umgeformt werden.
Ursprünglich erfolgte die Verwendung von Flachglas als sicht- und lichtvermittelnder Raumabschluss in Bauwerksöffnungen nur in Thermen und Museen. Das älteste verglaste Fenster, eine kleine 13 cm Rundscheibe in einem Bronzerahmen, stammt aus den Forumsthermen von Pompeji ca. 60 vor Christus. Seit etwa 800 Jahren wird Fensterglas geblasen. Ziel der Fensterglasproduzenten war es immer, ein ruhiges, gleichmäßiges, fehlerfreies und helles Glas herzustellen. Durch Sortierung wurden schon immer Qualitäten selektiert und entsprechend der jeweiligen ökonomischen Situation am Bau vermarktet.
Bis weit ins 20. Jahrhundert war mundgeblasenes Fensterglas das Fensterglas schlechthin. In fast jeder Straße mit älterer Bausubstanz kann man mit einem geschulten Blick Komplett- oder Teilverglasungen aus mundgeblasenem Glas erkennen. Noch heute wird von wenigen hochspezialisierten Glashütten, die vorrangig »Antikgläser« für Glaskunst produzieren, mundgeblasenes Fensterglas produziert.
Bis 1996 hat die DESAG (Deutsche Spezialglas AG Grünenplan) im oberpfälzischem Mitterteich mundgeblasenes Glas produziert. Aus dieser Erfahrung und den Erkenntnissen aus technischer Begleitung vieler Restaurierungsobjekte weltweit ergibt sich der Anspruch als kompetenter Produzent und Ratgeber in Sachen »Restaurierungsglas«.
Fourcaultglas im allgemeinen
Mit Beginn der Industrialisierung war die Entwicklung eines maschinengezogenen Glases nur eine Frage der Zeit. Im Jahr 1902 erhielt der Belgier Fourcault das Patent auf ein entsprechendes Verfahren: das Ziehen von Flachglas aus einem Glasschmelzbehälter. Diese Technologie eröffnete auch der Architektur neue Wege für den Einsatz von Flachglas am Bau.
Vorteile: Neue Ökonomie, große ebene Glasblätter, neue Glasdicken – erforderlich zur Weiterveredelung - und transparenter Schallschutz. So wurde bis weit in die 1960er Jahre Fourcaultglas zum Standardfensterglas. Entsprechend dem Einsatzzweck wurde auch hier technologisch bedingt eine qualitative Sortierung angeboten. Aus dieser Zeit stammen Begriffe von Glasprodukten wie »Gartenblankglas«, das – wie der Name schon ausdrückt – seinen Einsatz vor allem im Gartenbau und in der Landwirtschaft fand. Oft wurden diese Gläser, da sehr preiswert angeboten, auch in Baustelleneinrichtungen verwendet. Mit dem technisch-ökonomischen Siegeszug des Floatglases verschwanden diese Produkte vom Markt.
Vereinzelt tauchen jedoch einige Quadratmeter bei Restaurierungsobjekten wieder auf. Bestand und Quellen sind in den meisten Fällen nicht nachvollziehbar. Die Verwendung dieser minderwertigen Gläser liegt oft nicht im Interesse des Architekten und Bauherren. Das vereinzelt praktizierte Umschmelzen von Floatglas zu Restaurierungsgläsern (im Fusingofen) ist auch aus energetischer Sicht fragwürdig.
SCHOTT DESAG Restaurierungsglas
Goetheglas
Auf über 250 Jahre Glasmachertradition kann die DESAG AG im niedersächsischen Grünenplan zurückblicken. Eine kleine Produktpalette aus der Vielzahl technischer Spezialgläser stellen die Restaurierungsgläser dar. Schon zu Zeiten der in Mitterteich realisierten mundgeblasenen Gläser wurde hier als Ergänzung maschinelles Goetheglas gezogen. Das farblose, gezogene Goetheglas eignet sich nicht nur zur Restaurierung historischer Fensterverglasungen, sondern wird auch zur Außenschutzverglasung der oft sehr wertvollen historischen Fenster bzw. Farbglasarbeiten verwendet. Glasdicken von 4–5 und 7,5–8,5 mm ermöglichen die Weiterverarbeitung zu ESG. Da sich alle Restaurierungsgläser chemisch-physikalisch wie herkömmliches Flachglas verhalten, lassen sich technisch definierte Prüfeigenschaften beim ESG wie »Ballwurfsicherheit« ohne Probleme ableiten.
24.05.2016 - 13:31