Der Fensterbeschlag: Die Entwicklung in der Form und in der Technik

Im Laufe des 17. Jahrhunderts setzen sich aufwendig gearbeitete, symmetrische Formen durch, die über drei Viertel der Streifenschenkellänge der Bänder und Eisen einnehmen können. Halskrausenähnliche Formen, kreisrunde Platten, Weitungen mit Absatz und Spitze stellen das Formenvokabular bis in das beginnende 18. Jahrhundert. Eingehauene Kerben oder Schuppenmuster betonen einzelne Bereiche (Abb. 9c). Buckel lassen bestimmte Elemente plastisch erscheinen, besonders bei Verzinnungen wirken diese dann im Lichtspiel als Höhung. Kleinere Bänder und Ziereisen können sich in der Zier auf einzelne der hier genannten Elemente beschränken.

Zu den symmetrischen treten in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts unsymmetrische Zierformen mit einem Hauptschwung, dem zwei oder drei kleinere Schwünge gegenüberliegen (Abb. 9d). Die Zier kann durch Erweiterung oder Reduktion variieren. Das Ende schwingt aber immer zu einer Seite und rollt ein. Zum Glas können der große wie auch die kleinen Schwünge zeigen, nach den erhaltenen Befunden die kleinen häufiger. Am Kreuzeisen muss die Zier nicht drehen, sie kann auch über Eck zueinander weisen. Als Bereicherung der Form betonen eingehauene Kerben die Bewegung der Schwünge. Die Schenkelstreifen können auf der ganzen Länge gewölbt sein, kreisrunde Elemente und Schwünge erscheinen zusätzlich gebuckelt.

Zum Ende des 17. Jahrhunderts nimmt die Vielfalt der Zierformen wohl sprunghaft zu. Eine neue Form greift florale Motive auf. An einen Stengel reihen sich symmetrisch ährenartig Blätter, am Ende trägt der Stengel eine Blüte (Abb. 9e). Während die Blüte in Bautzen zu Beginn des 18. Jahrhunderts auftritt, ist aus Leipzig eine ähnliche Form erhalten, allerdings ohne Blüte (Abb. 9f). Die Blätter, ebenfalls symmetrisch, aber ohne Stengel gereiht an einer Art Kelchblatt, enden in einem mittigen spitzen Blatt und zeigen so das Bild einer Ähre. Die Blätter beider Bänder wie auch der Stengel am erstgenannten sind jedes einzeln gewölbt, die Blüte wohl als ganzes Ornament. Die Streifenschenkel sind gewölbt, in denen des Leipziger Beispieles befinden sich außerdem in den Ecken von der Rückseite eingeschlagene florale Formen. Während die Blumenzier auf Bautzen beschränkt bleibt, erreicht die Ähre im 1. Drittel des 18. Jahrhunderts allgemeine Verbreitung in vielen Variationen.

Datum
24.05.2016 - 13:54