Denkmalpflegerische Aspekte bei Fensterkonstruktionen der 1950er Jahre

Das Jahrzehnt, kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs beginnend, hat eine charakteristische Architektur- und Designsprache hervorgebracht, die wir als Stil der 1950er Jahre bezeichnen. Dieser Stil ist abgeschlossen und liegt lange genug zurück. Er erfüllt damit die formalen Kriterien als Gegenstand denkmalpflegerischer Befassung. Dass dieser Zeitabschnitt denkmalrelevant ist, zeigt eine bereits 1990 durchgeführte Fachtagung in Hannover, auf der Ergebnisse von Bauforschung, Inventarisation sowie Probleme bei der baulichen Umsetzung denkmalpflegerischer Restaurierungen in zahlreichen Beispielen dargestellt wurden. Auf einer Exkursion im Verlauf der Tagung wurden dazu Siedlungen sowie Einzelgebäude besichtigt. Es sind dazu Publikationen erschienen, die auch mehr als fünfzehn Jahre nach ihrer Veröffentlichung das Thema noch überzeugend und informativ beschreiben. Ein zweiter, ebenfalls kostenloser Band dokumentierte die Ergebnisse der Tagung. Beide erschienen in der Schriftenreihe des Nationalkomitees für Denkmalschutz. Schließt man von der Gewichtung und Positionierung der Beiträge auf die Probleme, die damals – zeitgebunden – als besonders vorrangig angesehen wurden, so scheinen mir zwei Bereiche besonders wichtig: das Werben um Verständnis und Anerkennung für eine Architektur, deren Entstehen noch nicht so lange zurückliegt und deren Denkmalwürdigkeit vielfach bezweifelt wurde und entsprechend begründet werden musste, und – wenn diese erste Hürde erst einmal überwunden war – das Ringen mit Problemen der denkmalpflegerischen Praxis, zum Beispiel dem technischen Problem, wie man die zeittypische Filigranität von Rahmen und Sprossen bei Verglasungsflächen mit den inzwischen als erforderlich angesehenen höheren Wärmedämmqualitäten aber auch der Vermeidung von Wärmebrücken (bei ungetrennten Metall-profilen) vereinbaren kann. Die technischen Fragen werde ich später ansprechen und Literaturhinweise dazu geben. Zunächst steht die architekturgeschichtliche Frage im Mittelpunkt: Was ist das Besondere am Stil und am Fenster der 1950er Jahre? Zum Zeitpunkt der Fachtagung in Hannover war die theoretische Grundlage für eine Bewertung der Architektur dieser Zeit bereits weitgehend geschaffen. Das Problem war die Akzeptanz durch die Bevölkerung, die Politik sowie die Planungsöffentlichkeit. Es fiel schwer, für die gezeigten Neubaugebiete aber auch für die nach dem Wiederaufbau neugestalteten Innenstädte Begeisterung zu empfinden. Die Inventarisation gab ihnen daher anstelle der städtebaulichen bisweilen lieber eine sozialgeschichtliche Begründung – z.B. »Entwicklung des Genossenschaftswesens, des sozialen Wohnungsbaus« usw.

Datum
24.05.2016 - 13:12